Mittermeier Leisten und Rahmen
Von den Ursprüngen bis heute

1912 - Gründung

Der Betrieb wurde im Jahr 1912 als „Bronceleisten- und Goldrahmenfabrik Gebrüder Grünwald“ in Blottendorf (heute Polevsko) im Sudetenland gegründet.

Blottendorf ist bis heute bekannt als einer der Orte der böhmischen Glasstraße. In der Gegend wurden neben Glasobjekten wie Vasen auch Spiegel produziert, wofür man Rahmen benötigte. Aus diesem Bedarf heraus entstand die Leistenfabrik.

Die Produktion begann mit einfachsten Mitteln: Die einzigen Maschinen waren zunächst Tischfräse und Kreissäge. Holz holte man aus der Nähe. Die Brüder Grünwald verwendeten vornehmlich Nadelhölzer aus dem Böhmerwald und der Lausitz. Von Anfang an wurden sowohl die Leisten als auch die fertigen Rahmen hergestellt. Grundiert wurde ausschließlich von Hand. Bei den Oberflächen beschränkte man sich auf wenige Varianten in Gold, Elfenbein und Silber, sowie dunkle maserierte Tönungen. Verkauft wurde die Ware zuerst an die umliegenden Glaser, sowie an die Hersteller und Händler von Spiegeln.

1920er Jahre - Goldene Jahre

Das Gebiet dehnte sich in den 20er Jahren bis ins knapp 200 km entfernte Berlin aus. Die Ware wurde in langen schweren Holzkisten mit der Bahn versandt. Allein die Transportzeiten betrugen bis zu drei Wochen. Der Betrieb beschäftigte in der Zeit vor 1939 – nun unter Willi Grünwald, der Sohn einer der Gründerbrüder - bis zu 40 Mitarbeiter.

1939 – 1945 – Schwierige Kriegsjahre

Auch in den Kriegsjahren produzierte Grünwald zwar immer Leisten, allerdings mit deutlich verkleinerter Belegschaft. Er hielt den Betrieb durch die Fertigung von Leisten für den Baubereich und Holzkisten über Wasser.

Ab 1945 – Umzug nach Miltenberg

Willi Grünwald musste im Zuge der Vertreibung seine Heimat verlassen und siedelte 1954 nach Miltenberg am Main um. Die Stadt stellte Grünwald das leer stehende Gebäude einer Truppführerschule zur Verfügung, das vor dem Krieg als Theater genutzt wurde (siehe Fotos). Dort richtete man auf der Bühne und im Zuschauerraum eine Vergolderei ein. Der Speisesaal nebenan wurde zur Kehlerei umfunktioniert. Für die Mitarbeiter, die fast ausnahmslos nach Miltenberg mit umzogen waren, baute man in der Nähe zwei Reihenhauszeilen.

1960 – Aufschwung

Mit dem steigenden Bedarf des Wiederaufbaus konnte das Unternehmen zügig wachsen. Weil der Platz nicht ausreichte nutzte man auch eine Holzbaracke (siehe Abbildung), die 1945 für Kriegsflüchtlinge aufgestellt worden war. In den 60er Jahren waren so zeitweise an die 70 Mitarbeiter beschäftigt.

„Grünwald Goldleisten“ wurden überall in West-Deutschland verkauft, vornehmlich an Glasereien und Buchbindereien. Die Vertreter waren nach dem Krieg noch mit der Bahn unterwegs zu Kunden, und holten die Aufträge herein. Bestellungen wie „400 Meter 101/poliersilber“ zu 46 Pfennig der Meter waren keine Seltenheit.

Grünwald fand in seiner Familie keinen Nachfolger.

1980 – Geschäftsführerwechsel

Ein Nachfolger war 1980 mit Anton Mittermeier gefunden. Der Holz-Ingenieur und Schreinermeister, der zuvor mehrere Jahre als Betriebsleiter in einem Leistenbetrieb tätig war, führte das Unternehmen weiter. Er investierte in neue Maschinen und baute vor allem die Oberflächentechnik aus. In den 80er Jahren konnte er die Kollektion erweitern und den Kundenkreis wieder vergrößern. Mittermeier belieferte auch Kunden in der Schweiz und in Österreich.

1991 – Umzug nach Bogen

Da die alten Gebäude mittlerweile zu wenig Platz boten, wurde im Jahr 1991 in Bogen bei Straubing ein Neubau bezogen. Aufgrund der neuen räumlichen und technischen Ausstattung war die Firma nun in der Lage, sich den Marktveränderungen hin zu mehr Service-Geschäft erfolgreich zu stellen.

1998 und 2002 – Einstieg der Söhne Armin und Andreas

Mit seinen Söhnen Armin und Andreas bekam Anton Mittermeier zur richtigen Zeit Unterstützung im stetig wachsenden Unternehmen.

2008 – Neubau eines zweiten Silos

Nachhaltigkeit in der Produktion wurde auch firmenintern immer bedeutender. Um alle anfallenden Holzreste über die Sommermonate lagern zu können, entschied sich Familie Mittermeier für den Bau eines zweiten Silos. So kann das firmeneigene Heizkraftwerk direkt mit Abfall aus der Produktion gespeist werden.

2011 – Vergrößerung der Produktionsgebäude

Das immer tiefer werdende Sortiment machte den Neubau einer zweiten wieder ebenso großen Produktions- und Lagerhalle notwendig. Hier fanden ein Meetingraum, ein großer Ausstellungsraum sowie Lager und Produktion für die Unternehmensbereiche Passepartouts und Aufhängesysteme ihren Platz. Außerdem konnten Teile des immens großen Rohleistenlagers in die neue Halle umziehen.

2012 – Übernahme Conzen durch Mittermeier

Durch die Unternehmensübernahme der Firma Conzen in Burg mit Ihrem sehr ähnlichen Unternehmenskern wurde nicht nur das Sortiment und die Mitarbeiterzahl größer, auch die Zielgruppe die das Familienunternehmen bedient, wuchs.

2019 – Übernahme Brauchle Sortiment

Das Ravensburger Traditionsunternehmen Brauchle sollte altersbedingt aufgegeben werden. Um das Brauchle Sortiment jedoch weiter am Leben zu erhalten entschied man sich die Holz- und Alurahmen ins eigene Sortiment mitaufzunehmen.

2020 – Weitere Firmenübernahme während Corona

Erstmals in der Unternehmensgeschichte wurden einige Produktionsmitarbeiter in Kurzarbeit geschickt – verursacht durch zeitweise zurückgegangene Bestellungen der Einrahmer im Lockdown. Dennoch wagte man einen weiteren großen Schritt mit der Übernahme der Firma Conzen und Ihrem Standort in Düsseldorf. Der inzwischen wieder positive Bestelltrend bestätigte die Mittermeiers in Ihrer Entscheidung, so dass man auch weiter zuversichtlich in die Zukunft schauen kann.